Kritik an Sinneswandel der Oberbürgermeisterin
bie. BAD HOMBURG. Die für alle überraschende Entscheidung
von Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU), den Neubau der Pestalozzischule
für Lernhilfe auf dem Gelände der früheren Kerschensteiner-Schule neben dem
Krankenhaus und nicht mehr am Bommersheimer Weg zu favorisieren (F.A.Z. vom
Mittwoch), hat bei ihren Konkurrenten bei der Oberbürgermeisterwahl kein
positives Echo gefunden. SPD-Kandidat Karl Heinz Krug warf der Oberbürgermeisterin
vor, der "Effekt im Wahlkampf" sei ihr wichtiger gewesen als die
Einbindung der eigenen Fraktion, geschweige denn des Parlaments. Genau dieses
Handeln deuteten viele als Beleg dafür, dass Jungherr unfähig sei, im Konsens
Entscheidungen voranzutreiben. Die Pestalozzischule sei allerdings "der
große Gewinner", weil jetzt eine schnelle Lösung gefunden werden müsse. Krug
schlug vor, das alte Gelände der Schule dem Bildungsträger Accadis als
Erweiterungsmöglichkeit für die internationale Schule anzubieten.
Der
dritte Oberbürgermeisterkandidat, Michael Korwisi (Die Grünen), erkannte
"deutliche Züge von Torschlusspanik". Vor nicht einmal zehn
Tagen habe die Oberbürgermeisterin der Bürgerinitiative Platzenberg noch
erklärt, die Verkehrsfragen in Zusammenhang mit dem Schulbau seien zu lösen.
Mit den unzähligen Gutachten seien vier Jahre verspielt worden. Deshalb sieht
Korwisi die Schüler als Verlierer, da sie noch weitere fünf Jahre auf ihre
Schule warten müssten. Viele Menschen würden jetzt denken, politische
Positionen seien beliebig und könnten je nach Strategie und Wahlkampfaussichten
gewechselt werden.
Auch die Fraktionsvorsitzende der
Bürgerliste Bad Homburg (BLB), Beate Fleige, sieht wegen der langen Zeit bis
zum Einzug einen fragwürdigen Aspekt in der "verbindlichen
Perspektive" für die Pestalozzischule. Der Oberbürgermeisterin warf sie
"Starrsinn" während der vergangenen vier Jahre vor, dem jetzt eine
"Schnellschussaktion" folge. Die ehemalige Kerschensteiner-Schule
habe im Übrigen bei der Standortuntersuchung keineswegs auf den vorderen
Plätzen gelegen. Die Bürgerinitiative hat unterdessen gefordert, den
Bebauungsplan ohne eine Fläche für Schulbebauung voranzutreiben. Die Sonderbaufläche
solle aus dem Entwurf des Regionalen Flächennutzungsplans gestrichen werden.
Text: F.A.Z., 05.03.2009, Nr. 54 / Seite 57